Kerwa ohne Kirche? - Geht das?
Eine Kirche gab es in Tannfeld noch nie und wird es vermutlich auch in Zukunft niemals geben.
Doch dies ist seit langer Zeit kein Hindernis eine Kirchweih zu feiern.
Da allerdings so die typischen Traditionen nicht eingehalten werden konnten, entstanden bei uns eigene, weitaus ansprechendere Bräuche:
"Ausgrohm"
Die Kerwa beginnt jedes Jahr an einem Mittwoch mit dem sogenannten "Ausgrohm" – der offiziellen Eröffnung der Kerwa.
Hierfür wird im Vorfeld von den Kerwasältesten – sofern sie es nicht vergessen – ein Klappstuhl, sowie ein Kasten Bier begraben.
An diesem ersten Kerwastag machen sich dann gewöhnlich alle Kerwasburschen und –madla gemeinsam auf den Weg, um den verborgenen Schatz zu finden, auszugraben und zu trinken – und somit die Kerwa feierlich einzuleiten.
Erwähnt werden muss leider, dass der Klappstuhl seit zwei Jahren verschollen ist...
"Bluma bindn"
Am Samstag Morgen schmücken die Kerwasmadla gewöhnlich die "Umzugsutensilien":
Den Kerwaswagen zum Transport des Bieres, eine alte Bleckgieskanne, den "Sprenger" zum Ausschenken des Bieres, und die "Krügla" der Kerwasburschen, – zum Trinken des Bieres.
Um den entsprechenden Schmuck kostengünstig zu beschaffen, ziehen die Kerwasburschen deswegen gleichzeitig los und klauen in allen Gärten des Dorfes Blumen und anderes Grünzeug.
Gleichzeitig ist mit dem geschmückten Sprenger und der Schubkarrn auch noch eine weitere Tradition verbunden: Wem es gelingt den Kerwasburschen und –madla im Laufe der Kerwa den Sprenger zu klauen, kann ein Pfand (gewöhnlich einen Kasten Bier) verlangen.
"Das Aufspilln"
Sonntags findet schließlich das traditionelle "Aufspilln" statt.
Nach einem kurzen Vorglühen und Einsingen springen die Kerwasburschen und –madla in der ortstypischen Tracht (die Mädels im Dirndl, die Jungs mit schwarzen Hosen, weißen Hemden und der Kerwasschürzn) paarweise eine Dorfrunde hinter der Musik her und stoßen ihre Kerwasschreie aus.
Auf dem Festplatz angekommen, auf dem bereits die Zuschauer warten, wird nun "aufgspillt". Hierbei wird zu Musik im Kreis getanzt; –immer wieder unterbrochen durch die Rufe "Doscht" oder die Liedla der Burschen.
Da kein Pfarrer vorhanden ist, der die Ereignisse des vergangenen Jahres auswertet, singen sie ihre selbstgedichteten Liedla über die Dummheiten, Peinlichkeiten und Lächerlichkeiten der Anderen.
"Das Rumspilln"
Mit dem "Rumspilln" am Montag lässt man die Kerwa schließlich mit einem letzten Highlight ausklingen.
Belgeitet von einer Musik beginnt die Kerwajugend um 12 Uhr von Haus zu Haus zu ziehen und überall einen zunächst kurzen, später längeren Stop einzulegen. Überall stehen Tische mit Essen und Getränken vor der Tür, so dass sich die Kerwajugend ausreichend für den langen Tag stärken kann.
In jedem Haus wird mit den Bewohnern ein flotter Tanz aufs Parkett gelegt und ein Schnaps getrunken, bevor sich der Hausherr der traditionellen Sahnerasur unterziehen muss.